Mittwoch, 19. Dezember 2007

Bericht vom Gipfeltag 16. 12. 2007 23 30 Uhr






















Gipfeltag!

Zum Glück haben wir alle diesen mörderischen Sturm, ja eigentlich Orkan ohne gröbere Schäden überstanden. Jetzt im Basislager und bei weitem besseren Wetter schaut die Sache schon ganz anders aus. Irgendwann muss doch auch hier das Wetter besser werden.


Der Plan ist ganz einfach; Vorgabe ist, dass alle die Illjuschin vom 18. 12. erreichen wollen, aber trotzdem sollte noch ein Versuch den Gipfel doch noch zu erreichen unternommen werden.
Wir werden also am 15. 12. nach einem gemütlichen Frühstück vom Basislager ins Lowcamp auf dem oberen Branscomb glacier aufsteigen. Leider sind viele unserer Zelte zerstört, und so müssen wir uns einige Zelte von der ALE ausleihen. Was eine Flasche Whiskey nicht alles möglich macht…..
Unser Hauptproblem konnten wir so lösen, aber nicht das Wichtigste: das Wetter. Ein Blick nach oben zeugte aber davon, dass es eindeutig auf Besserung steht. Wir starten bei Icefog, einer interessanten Nebelstimmung bei der die Sonne durch einen dünnen Nebelschleier durchscheint, mit bester Stimmung wieder mal den flachen Branscomb glacier hinauf.

Im Lowcamp bemerke ich nach kurzer Zeit, wie gut diese Gruppe wirklich ist. Das Überstehen des Orkans in den letzten Tagen hat die Leute wirklich zusammengeschweißt. Es war nicht die geringste Anweisung nötig, und trotzdem hat jeder der Gruppe eine Aufgabe war genommen. Während ein Teil der Gruppe die Zelte aufstellt und den dafür benötigten Platz einebnet, kocht ein anderer Teil, während wieder andere die Reste unseres Frühstückdomes bergen und so versuchen so viel wie möglich zu retten. Wie gesagt, das alles funktioniert ohne die geringsten Einteilungen oder Absprachen. Eine solch tolle Gruppe ist mir in 20 Jahren hauptberuflicher Bergführertätigkeit noch nicht untergekommen. Wenn eine Gruppe den Gipfel verdient, dann diese!!

Wir machen noch bei eisiger Nebelstimmung ein ice picknick und nach einigen fröhlichen pina collada liegen wir in den Schlafsäcken.

Zunächst sinkt meine Stimmung am nächsten morgen in den Keller. Bereits um 06 00 wagte ich einen Blick aus dem eisigen Zelt – und es gab wieder einige Wolken, wenn auch der Nebel verschwunden ist. Frustriert schlafe ich nochmals ein.

Um 10 weckt mich chri, es ist alles bestens, die Wolken haben sich verflüchtigt, wir haben einen wundervollen Gipfeltag, der aber alles andere als einfach zu werden versprach.

Wir wollen vom lowcamp (ca. 3200m) ins highcamp (ca 4500m) aufsteigen, entlang des pillar of Impression und dann nach einer ausgiebigen Pause weiter zum Gipfel gehen (rund 5000m).

Um 11 30 kommen wir schon weg, was sensationell ist, wenn man bedenkt, dass die Sonne erst um 11 00 kommt. Es ist einfach entsetzlich schwierig bei dieser eisigen Kälte die Motivation auf zu bringen den Kocher zustarten.

Bei perfekten Bedingungen steigen wir nun zum 3. mal die 1200 m lange Flanke entlang der Fixseile auf. Im highcamp angelangt, kochen wir ein wenig und bergen mühsam unsere Zelte aus dem Schnee.

Weiter. Um rund 17 Uhr starten wir unsere Gipfeletappe. Chri geht mit den schnelleren voraus, während sich Helmut um die Südtiroler kümmert und ich hinten nach „zusammenräume“. Die Aufteilung klappt sehr gut und auch das Wetter hält was es versprochen hat.

Wir kommen gut voran und nach dem großen Plateau kommt uns mein Freund David Hamilton aus England mit seinen zwei Gästen entgegen. Sie hatten einen herrlichen Gipfeltag, waren allerdings schon einen Tag vor uns heroben im Highcamp.

Interessanterweise spürt man am Mt. Vinson die letzten 200 Hm besonders stark. Bei jeder meiner Besteigungen musste ich den Gästen einen besonders langsamen „Schritt“ vorgehen und auch ich selbst spürte die Höhe wesentlich stärker als normal in dieser Höhenlage.

Plötzlich bildet sich wieder ein Lentcular genau über „unseren“ Gipfel, ich drehe mich um und beobachte auch den benachbarten Mt. Shinn und Mt Gardener. Beide hüllen sich schon wieder in Wolken und jetzt im Schatten um ca. 10 Uhr abends wird es empfindlich kalt. Hektisch versuche ich die Gruppe dringend zusammen zu halten. Wenn wir hier heroben bei diesen Temperaturen im White out einen Teilnehmer „verlieren“ würde, so wäre das das Ende für ihn, wir hätten keine Chance ihn wieder zu finden.

Es wird wirklich empfindlich kalt und das Thermometer zeigt minus 42 Grad an, dazu setzt ein leichter Wind ein. Wir gehen als Gruppe geschlossen weiter und erreichen nach dem Überwinden des kurzen Steilhanges den Gipfelgrat. Zum Glück wird die Sicht wieder besser und wir können nach Westen und Süden eine wunderbare Aussicht genießen. Besonders interessant wird das Licht als die Mitternachtssonne plötzlich durch die Wolken lugt.

Der Gipfelschnaps in der kleinen Plastikflasche ist leider gefroren und so machen wir uns halt nach einem Schluck aus der Thermosflasche wieder an den Abstieg.
Unsere Gedanken wandern zu Fritz, einem Teilnehmer aus unserem Team, der leider krankheitsbedingt die Anreise zu dieser Expedition in Buenos Aires abbrechen mußte. Wir wünschen Fritz alles Gute und - "der Berg steht noch länger". Ich werde jedenfalls im nächsten Jahr sicher wieder in der Antarktis an zu treffen sein.

Nur ja keinen der Teilnehmer verlieren und alle sicher wieder nach unten bringen sind meine einzigen Gedanken. Rasch haben wir die Gipfelpyramide wieder hinter uns und sind in deutlich wärmeren und angenehmeren Regionen. Nach 3 Stunden sind wir wieder unten im Transmittercamp und gönnen uns eine ausgiebige Pause. Packen ist wieder mal angesagt und um ca. 03 00 steigen wir weiter ab Richtung lowcamp wo die Schlafsäcke in den Zelten warten.

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