Donnerstag, 20. Dezember 2007

wieder in der Zivilisation


Und dann ging alles sehr schnell.....

Nach unserer senstaionell schnellen Besteigung des Mt Vinsons erholten wir uns noch im low camp bis die Sonne unser Lager erreichte. Über Funk konnte ich noch schnell erfahren, dass eine Twin Otter eigens für uns starten würde und uns noch heute nach Patriot Hills bringen würde.

Kaum war die Sonne da, wurde es überraschend warm und ein emsiges Packen setzte unter allen Teilnehmern ein. Bei herrlichem Frühlingswetter erreichten wir am späten Nachmittag das Basislager und wieder wurde unsere umfangreiche Ausrüstung umgepackt.

Pünktlich um 19 00 schwebte die Twin Otter dann knapp über den Zelten ins Basislager und wir hatten einen herrlichen Flug bei perfektem Frühlingswetter zurück nach Patriot Hills. Dort allerdings erwartete uns dann wieder mal heftiger Wind und die Leute von ALE waren dabei mit Scheefräsen das große Blankeisfeld für die Iljuschin zu räumen.

Bis spät in die Nacht dauerten dann die Gespräche mit anderen Expeditionsgruppen und der eine oder andere Whisky wurde gekippt. Am nächsten Vormittag wurde der Wind immer schwächer und wie angekündigt kam dann die Iljuschin 76. Nach der umstänglichen Prozedur des Beladens der riesigen Mengen an Gepäck, Müll und sonstigen Abfällen (auch sämtliche Fäkalien werden ausgeflogen) flogen wir nach Norden, nach Südamerika wo uns heftige Regenfälle und böiger Wind erwarteten.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Bericht vom Gipfeltag 16. 12. 2007 23 30 Uhr






















Gipfeltag!

Zum Glück haben wir alle diesen mörderischen Sturm, ja eigentlich Orkan ohne gröbere Schäden überstanden. Jetzt im Basislager und bei weitem besseren Wetter schaut die Sache schon ganz anders aus. Irgendwann muss doch auch hier das Wetter besser werden.


Der Plan ist ganz einfach; Vorgabe ist, dass alle die Illjuschin vom 18. 12. erreichen wollen, aber trotzdem sollte noch ein Versuch den Gipfel doch noch zu erreichen unternommen werden.
Wir werden also am 15. 12. nach einem gemütlichen Frühstück vom Basislager ins Lowcamp auf dem oberen Branscomb glacier aufsteigen. Leider sind viele unserer Zelte zerstört, und so müssen wir uns einige Zelte von der ALE ausleihen. Was eine Flasche Whiskey nicht alles möglich macht…..
Unser Hauptproblem konnten wir so lösen, aber nicht das Wichtigste: das Wetter. Ein Blick nach oben zeugte aber davon, dass es eindeutig auf Besserung steht. Wir starten bei Icefog, einer interessanten Nebelstimmung bei der die Sonne durch einen dünnen Nebelschleier durchscheint, mit bester Stimmung wieder mal den flachen Branscomb glacier hinauf.

Im Lowcamp bemerke ich nach kurzer Zeit, wie gut diese Gruppe wirklich ist. Das Überstehen des Orkans in den letzten Tagen hat die Leute wirklich zusammengeschweißt. Es war nicht die geringste Anweisung nötig, und trotzdem hat jeder der Gruppe eine Aufgabe war genommen. Während ein Teil der Gruppe die Zelte aufstellt und den dafür benötigten Platz einebnet, kocht ein anderer Teil, während wieder andere die Reste unseres Frühstückdomes bergen und so versuchen so viel wie möglich zu retten. Wie gesagt, das alles funktioniert ohne die geringsten Einteilungen oder Absprachen. Eine solch tolle Gruppe ist mir in 20 Jahren hauptberuflicher Bergführertätigkeit noch nicht untergekommen. Wenn eine Gruppe den Gipfel verdient, dann diese!!

Wir machen noch bei eisiger Nebelstimmung ein ice picknick und nach einigen fröhlichen pina collada liegen wir in den Schlafsäcken.

Zunächst sinkt meine Stimmung am nächsten morgen in den Keller. Bereits um 06 00 wagte ich einen Blick aus dem eisigen Zelt – und es gab wieder einige Wolken, wenn auch der Nebel verschwunden ist. Frustriert schlafe ich nochmals ein.

Um 10 weckt mich chri, es ist alles bestens, die Wolken haben sich verflüchtigt, wir haben einen wundervollen Gipfeltag, der aber alles andere als einfach zu werden versprach.

Wir wollen vom lowcamp (ca. 3200m) ins highcamp (ca 4500m) aufsteigen, entlang des pillar of Impression und dann nach einer ausgiebigen Pause weiter zum Gipfel gehen (rund 5000m).

Um 11 30 kommen wir schon weg, was sensationell ist, wenn man bedenkt, dass die Sonne erst um 11 00 kommt. Es ist einfach entsetzlich schwierig bei dieser eisigen Kälte die Motivation auf zu bringen den Kocher zustarten.

Bei perfekten Bedingungen steigen wir nun zum 3. mal die 1200 m lange Flanke entlang der Fixseile auf. Im highcamp angelangt, kochen wir ein wenig und bergen mühsam unsere Zelte aus dem Schnee.

Weiter. Um rund 17 Uhr starten wir unsere Gipfeletappe. Chri geht mit den schnelleren voraus, während sich Helmut um die Südtiroler kümmert und ich hinten nach „zusammenräume“. Die Aufteilung klappt sehr gut und auch das Wetter hält was es versprochen hat.

Wir kommen gut voran und nach dem großen Plateau kommt uns mein Freund David Hamilton aus England mit seinen zwei Gästen entgegen. Sie hatten einen herrlichen Gipfeltag, waren allerdings schon einen Tag vor uns heroben im Highcamp.

Interessanterweise spürt man am Mt. Vinson die letzten 200 Hm besonders stark. Bei jeder meiner Besteigungen musste ich den Gästen einen besonders langsamen „Schritt“ vorgehen und auch ich selbst spürte die Höhe wesentlich stärker als normal in dieser Höhenlage.

Plötzlich bildet sich wieder ein Lentcular genau über „unseren“ Gipfel, ich drehe mich um und beobachte auch den benachbarten Mt. Shinn und Mt Gardener. Beide hüllen sich schon wieder in Wolken und jetzt im Schatten um ca. 10 Uhr abends wird es empfindlich kalt. Hektisch versuche ich die Gruppe dringend zusammen zu halten. Wenn wir hier heroben bei diesen Temperaturen im White out einen Teilnehmer „verlieren“ würde, so wäre das das Ende für ihn, wir hätten keine Chance ihn wieder zu finden.

Es wird wirklich empfindlich kalt und das Thermometer zeigt minus 42 Grad an, dazu setzt ein leichter Wind ein. Wir gehen als Gruppe geschlossen weiter und erreichen nach dem Überwinden des kurzen Steilhanges den Gipfelgrat. Zum Glück wird die Sicht wieder besser und wir können nach Westen und Süden eine wunderbare Aussicht genießen. Besonders interessant wird das Licht als die Mitternachtssonne plötzlich durch die Wolken lugt.

Der Gipfelschnaps in der kleinen Plastikflasche ist leider gefroren und so machen wir uns halt nach einem Schluck aus der Thermosflasche wieder an den Abstieg.
Unsere Gedanken wandern zu Fritz, einem Teilnehmer aus unserem Team, der leider krankheitsbedingt die Anreise zu dieser Expedition in Buenos Aires abbrechen mußte. Wir wünschen Fritz alles Gute und - "der Berg steht noch länger". Ich werde jedenfalls im nächsten Jahr sicher wieder in der Antarktis an zu treffen sein.

Nur ja keinen der Teilnehmer verlieren und alle sicher wieder nach unten bringen sind meine einzigen Gedanken. Rasch haben wir die Gipfelpyramide wieder hinter uns und sind in deutlich wärmeren und angenehmeren Regionen. Nach 3 Stunden sind wir wieder unten im Transmittercamp und gönnen uns eine ausgiebige Pause. Packen ist wieder mal angesagt und um ca. 03 00 steigen wir weiter ab Richtung lowcamp wo die Schlafsäcke in den Zelten warten.

Montag, 17. Dezember 2007


Telefonat mit Walter 17.12. 08.00
Wir haben am 15.12. zu Mittag unseren zweiten Gipfelversuch gestartet und sind bei wechselhaftem Wetter ins Lager 1 aufgestiegen. Am 16. besserte sich das Wetter weiter, sodaß wir die 1.200 Hm zum Hochlager zügig hinter uns bringen konnten. Nach einer Kochpause im Hochlager ging es weiter und wir erreichten um 23.30 mit allen Teilnehmern den Gipfel! Herrliches Wetter, Windstille und minus 40 Grad – ließen uns die Sturmtage der letzten Woche fast vergessen. Nach einer ausgiebigen Pause ging es retour hinunter ins Lager 1.
Grüße nach Hause!
Walter

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Rettungsaktion im Orkan




Vinson 2007-12-15

Basecamp 13. 12. 2007-12-15

War das eine Woche……Hoffnungsfroh sind wir vom Basecamp am Branscombglacier gestartet. Mit den Schiern zum Halfcamp gewandert und dann gleich weiter ins Camp 1.

Nach dem üblichen errichten des Camps (diesmal hatten wir ja unseren super bequemen Satellite Dome von Mountain Hardware dabei) konnten wir gleich am nächsten Tag ein Depot auf ca. 4300 m errichten. Die Route wurde verändert und eine 1200 m hohe Firnflanke, ca. 30 Grad steil mit einem Fixseil versehen.

Nach dem Abstieg am nächsten Tag sehr eigenartiges Wetter. Ich wollte wieder mal einfach nicht hinauf. Aber am Nachmittag schien sich das Wetter doch noch zu verbessern. Die Sonne schien durch die Wolken und die schemenhaft sichtbare Lenticular über dem Mt. Shinn verflüchtigte sich ebenso. Wir gingen…….

Einige Stunden später erreichten wir den Platz des neuen Hochlagers, des so genannten Transmitterlagers (nach dem neuen Funk Transmitter benannt.) Zelte aufbauen, Schneemauern bauen und dann noch unser etwas zu hoch errichtetes Depot holen – und schon waren wir wieder mal richtig erschöpft.

Am nächsten Tag kam Wind auf, der im Laufe des Tages immer stärker wurde, in den Höhenlagen über uns wurde die Sicht endgültig null. Na ja, für drei Tage hatten wir ja Essen und Sprit für die Kocher mit.

Der Wind wurde auch am nächsten Tag nicht schwächer – im Gegenteil- die Böen erreichten erstmals Sturmstärke. Zum Glück hatten wir die neuen Zelte, und das Camp wirklich gut errichtet. Wir vermuteten, dass es am nächsten Tag besser werden würde. In der Nacht frischte der Wind noch mehr auf.

Am fünften Tag begann ich mir sorgen zu machen. Mit den anderen Führern erreichte ich eine Absprache, dass, Dave Hahn im Camp 1 von uns alles verwenden könne, was er benötigen würde, und wir heroben von ihm im Gegenzug einen Kanister Sprit haben könnten.

Über Funk bzw. Satellitentelefon erhielten wir leider keinen Wetterbericht.

Am 9. 12 war der Aufstieg vom C1 ins Highcamp, am 13. 12. um ca. 14 30 am Nachmittag kam Chris (ein Amiführer aus Kalifornien) zu mir ins Zelt. Sturmwarnung von Patriot Hills,
nach einer kurzen Wetterbesserung würde noch stärkerer Sturm aufkommen.

Wir hatten in den vergangenen 12 Stunden bereits ängstlich die Zeltstangen festgehalten. Die Böen des Windes erreichten Orkanstärke, es war unmöglich aufrecht zu gehen. Auf allen 4 bin ich noch in der Früh von Zelt zu Zelt gekrochen und hab die Kocher mit Benzin befüllt.
Bei einem nochmaligen stärker werden dieses Orkanes musste ich ernsthaft um die Zelte bzw. damit die Gesundheit der Teilnehmer fürchten.

Also sofortiger Abstieg, um die kurze Wetterbesserungspause zu nützen. Nur das nötigste einpacken, die Zelte flach legen und nichts wie hinunter. – aber nicht ohne vorher wirklich sturmdicht verpackt kein Fleckchen Haut dem eisigen Sturm auszusetzen.

Rettung im Sturm,
Laserer – alpin rettet ein amerikanisches Team

Abstieg: endlich sind alle 9 soweit und im dichten Sturm – Schneefegen machen wir uns über die weiten mit Windgangeln gespickten Gletscherfelder an den Abstieg zum Beginn des 1200 m langen Fixseilstrecke.

Plötzlich tauchen im Schneefegen schemenhaft 2 Gestalten auf, eine Figur sitzt im Schnee, ein Rucksack kugelt im Sturm herum und eine zweite Figur sitzt daneben, wo kamen die her? Wir kommen näher und es stellt sich heraus, dass es sich um Chris mit seinem Gast Richard handelt. Richard sitzt apathisch im Schnee, ohne Brillen auf und sagt er könne nur noch white spots sehen. Ich schaue ihm in die Augen, gebe ihm was zum trinken. Chris kommt mir eigentlich planlos vor.

Helmut und Hans halten unsere Gruppe zusammen und steigen mit allen ab ins Camp 1. Dort sollten noch drei Zelte und unser Dome stehen, sie sollten dann schon zu kochen beginnen.

Ich kümmere mich mit Chris um die Bergung von Richard. Ich schaffe es ihn soweit zu Motivieren, dass er wieder auf die Füße kommt, aber er taumelt und fällt immer wieder hin. Schließlich schaffen wir es, ihn bis zum Beginn der Fixseile zu bekommen.

Ich sichere mit Halbmastwurf, währende Chris Richard irgendwie die Firnflanke hinunter bringt, wobei sie immer wieder hinfallen und rutschen. Leider sind die Firnanker nur alle 50 m und das Seil ist nur 40 m lang, das heißt, dass ich immer wieder aushängen und nachgehen muss.

Tief unten kann ich in den Pausen zwischen den immer heftiger werdenden Böen meine Gruppe erkennen. Langsam und möglichst ohne Stress bringen wir Richard tiefer. Wie natürlich immer wieder in solchen Situationen fällt ausgerechnet Richard noch in eine Gletscherspalte – gut gesichert kein Problem, aber trotzdem Stress pur für den Erschöpften und für mich. Vom Ende der Fixseile ist noch eine vielleicht 1 km lange Gehstrecke zum Camp 1. Wir kommen immer näher und bald können wir zahlreiche Gestalten im Camp sehen, Dave Hahn kommt uns entgegen, schon von Weitem kann ich seine typische Figur erkennen. Wo ist eigentlich unser wunderschöner, warmer Dome? Je näher wir dem Camp stolperten, umso sicherer wurde die Gewissheit – es sind alle Zelte bis auf 2 von Dave zerstört!!! Wir müssen noch weiter ins Basecamp absteigen.

Der Sturm steigert sich zum Orkan, immer wieder erreichen die Böen solche Stärke, dass es die Menschen einfach wegweht… unglaublich!! Errinnerungen an unsere Kinley Winterbesteigung vor genau 20 Jahren werden wach!!

Da meine Gruppe vor mir das C 1 erreicht hat, haben die Teilnehmer schon begonnen das Gepäck auf Schlitten umzupacken. Bei diesem Orkan ist es aber völlig unmöglich mit Schlitten zu gehen. Endlich sind wir am Seil zusammen, da kommt eine Böe, Schlitten, Menschen und Rettungsschlitten für den verletzten Schweitzer fliegen durch die Luft. Ich mach drei Purzelbäume und liege im Schnee, ein schneller Kontrollblick zeigt mir, dass es keine Verletzungen gibt. – Zum Glück.

Unser wirkliches Glück ist allerdings, dass es nicht allzu kalt ist, vielleicht minus 25, oder 30 Grad bei orkanstärkem Wind.

Wir versuchen zu gehen, kommen allerdings nur rund 50 m weit, die nächste Böe, wieder liegen einige der Seilschaft im Schnee und rappeln sich mühsam auf. Langsam gehen wir weiter, es geht ja doch. Bei jeder Böe bleiben wir stehen und stemmen uns gegen den Sturm.

Nach einigen Stunden erreichen wir das half Camp tiefer unten am Branscomb Glacier und sind damit nicht mehr so stark dem Sturm ausgesetzt.

Wie über Funk angekündigt kommen uns jetzt Chris Stangl und ein Führer aus Amerika entgegen. Sie sollen den Schweizern helfen, von denen einer eine Knieverletzung erlitten hat und einer sich alle Finger angefroren hat.

Wieder einige Stunden später sitzen wir bei Nick im Basecamp und genießen eine wunderbare warme Mahlzeit und viele heiße Getränke. Diesmal war es wirklich knapp, dass es keinerlei Verletzte in meiner Gruppe gegeben hat.

Wir werden in den nächsten Tagen sicherlich einen weiteren Gipfelversuch unternehmen, ewig kann das Wetter ja nicht schlecht bleiben, es muss irgendwann wieder besser werden.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Telefonat mit Walter 12.12.14.00

Sitzen weiter im Hochlager bei heftigem Sturm fest und hoffen sehnlichst, dass der exterme Sturm bald nachlässt. Aber es sind alle gesund und wohlbehalten.

Grüße aus der Kälte!

Walter
Hallo Walter, hallo Christian!

Ich verfolge euer tun und bin fast neidig...
Christian, Du bist einfach spitze und ich gratuliere Dir aus ganzen herzen, Du hast Dir die 7 summits wirklich verdient!
Du bist jetzt wirklich der Schnellste und ich werde wahrscheinlich tatsächlich der Langsamste sein....
Walter, ich trainiere schon feste für unsere erste Skitour und vielleicht auch mehr!
Ich bin überzeugt, dass Du Deine Leute gut hinauf, und vorallen, wieder gut herunter bringst.
Ich halte euch in jedem Fall die Daumen und freu mich auf ein Wieder"sehen"
Lieben Gruß aus Osttirol,
Andy und Sabine Holzer


Telefonat mit Walter 11 12 2007 18.00:

Wir sitzen im Hochlager bei Sturm und minus 35 Grad fest und warten immer noch darauf, dass sich der Sturm legt und das Wetter bessert. Aber die Stimmung ist gut und wir sind weiter zuversichtlich.